Jugendliche sind besorgter und fühlen sich machtlos gegenüber anhaltenden Krisen (2024)

Sinus-Studie - Jugendliche sind besorgter und fühlen sich machtlos gegenüber anhaltenden Krisen

Mi 12.06.24 | 14:16 Uhr

6
Jugendliche sind besorgter und fühlen sich machtlos gegenüber anhaltenden Krisen (1)

picture alliance/dpa/W.Steinberg

    Optimistisch blicken Jugendliche in die Zukunft - trotz Krisen. Das ist die Erkenntnis der Sinus-Jugendstudie. Zwar sei ihr Blick ernster und besorgter als der früherer Generationen, Optimismus und Alltagszufriedenheit aber hätten sie sich bewahrt.

    Jugendliche sind einer neuen Studie zufolge besorgter denn je über Probleme wie Klimawandel oder Rassismus, fühlen sich selbst aber machtlos. Auch der Politik trauen viele nicht zu, Lösungen zu finden. Dies geht aus der Sinus-Jugendstudie 2024 im Auftrag der Bundeszentrale für politische Bildung hervor, die am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde.

    Die Ergebnisse der Befragung zeigen aber auch: Trotz Zukunftsängsten sind 84 Prozent der befragten Teenager zwischen 14 und 17 Jahren zufrieden oder sehr zufrieden mit ihrem Alltagserleben.

    Eine Generation, die nur Krisen erlebt hat

    Studienautor Marc Calmbach nannte das den überraschendsten Befund. "Die Krisen stapeln sich, und die Jugendlichen bewahren sich den Bewältigungsoptimismus, das ist erstaunlich." Auch der Präsident der Bundeszentrale, Thomas Krüger, sagte: "Die Generation, die hier zur Debatte steht, hat quasi nur Krisen erlebt."

    Das führe aber nicht zu Pessimismus, sondern zu einem "konditionierten Optimismus", so Krüger. Gemeint ist der Studie zufolge, die Jugendlichen hätten trotz allem das Gefühl: Irgendwie wird es schon werden.

    Die Krisen stapeln sich, und die Jugendlichen bewahren sich den Bewältigungsoptimismus, das ist erstaunlich.

    Die Sinus-Studie gibt es seit 2008. Es ist keine Meinungsumfrage mit Hunderten Teilnehmerinnen und Teilnehmern, sondern eine qualitative Untersuchung. Dabei wurden 72 Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren aus unterschiedlichen Schulformen und Bevölkerungsgruppen über mehrere Stunden intensiv zu Hause nach ihrem Alltag, ihren Wünschen, Werten und Zukunftsentwürfen befragt. "Das ist der Charme, die Qualität dieser Studie", sagte Calmbach. Aussagekraft für die 3,1 Millionen jungen Leute in der Altersgruppe hätten die Ergebnisse trotz der kleinen Stichprobe wegen der Tiefe der Befragung.

    Befragung zu der Studie bereits vor der Europawahl

    Weil die Jugendlichen schon 2023 befragt wurden, lassen sich aus Krügers Sicht darin keine direkten Antworten auf den Ausgang der Europawahl finden. Calmbach ordnete den Anteil jugendlicher AfD-Wähler von 16 Prozent aber so ein: "Das ist ein volatiles Verhalten, ich bin mir sehr sicher, dass das in zwei Jahren ganz andres aussehen kann." Die Jugendlichen hätten kein geschlossen rechtes Weltbild, sie probierten aus. Allerdings hätten die etablierten Parteien schon häufig enttäuscht, sagte der Geschäftsführer des Sinus-Instituts.

    Sendung: Fritz, 12.06.2024, 14:30 Uhr

    Kommentieren

    1. 6.

      Was die Jugend von der Letzten Generation hält, wurde drastisch deutlich – nur 104.340 wählten sie (0,3 Prozent). Klimawandel steht nicht mehr an erster Stelle, da hilft auch Erpressung nicht. Besonders bei den 16- bis 24-Jährigen stehen an erster Stelle Friedenssicherung mit 29 Prozent, soziale Sicherheit mit 23 Prozent und Zuwanderung mit 17 Prozent. Klima- und Umweltschutz erreichen nur 14 Prozent – ein Rückgang von minus 9 Prozent im Vergleich zu 2019.

      Antworten

    2. 5.

      Ich würde sagen, dass den Eltern da einiges an Verantwortung zukommt. Auch wenn das heutige Leben andere Triebfedern aufweist, als es früher so gang und gäbe war, aber Verantwortung für die Kinder bleibt halt. Vielleicht ist es so, dass die Kinder u. Jugendlichen keine Grenzen und Stopps "verteilen" können, da ja die Schulzeit die erste Einrichtung ist, die nicht jeden Schritt und Mucks beklatscht. M.E. kommt zu kurz, dass es selbst in einer kleinen Einheit gewisse Regeln und Normen des Zusammenlebend gibt oder geben muss. Natürlich beschenken wir die Kinder, aber Liebe/dasGeschenk allein,dass ihr da seid, macht's nicht. Mit den Kindern was erleben, sie begleiten und sie fürdie Schritte in die wahrlich nicht einfache Lebenswelt im Berufsalltag vorzubereiten - schöne, aber auch schwere Zeit. Es ist eben nicht jeder Tag Holiday. Wahrscheinlich ist es, dass man als Elternteil attraktiv für den Nachwuchs bleiben muss. Es muss ums Vertrauen gehen. Und ich denke, dass das schwer genug ist.

      Antworten

    3. 4.

      "Optimistisch blicken Jugendliche in die Zukunft - trotz Krisen."
      Diese Teaserzeile wäre doch treffender als Hauptüberschrift für diese Studie-Info. Die missdeutliche Überschrift suggeriert, dass die Jugendlichen heutzutage überwiegend als Depressionszombies durchs Leben schleichen. Dem ist beim Lesen dieser Studie eigentlich nicht so.
      Krisen haben alle Generationen. Sicher wird heute vieles dramatisiert, gerade in Social Media, um mehr Aufmerksamkeit und Klicks zu haben. Das gabs in anderen Generationen vorher nicht so. Dadurch konnten die Jugendgenerationen vor der heutigen dann wohl gelassener an schwer fassbare gesellschaftliche Bedingungen herangehen.

      Antworten

    4. 3.

      Die Krisen stapeln sich für die Jugendlichen, weil sie zuviel im Netz hängen. Sie sollte mehr auf der Straße für demokratische Regeln demonstrieren.

      Antworten

    5. 2.

      "Die Sinus-Studie gibt es seit 2008." Das erklärt einiges. Wir haben in ständiger Angst vor dem Atomtod gelebt.

      Damals liefen gleich 2 Irre mit Köfferchen herum mit denen sie das komplette Leben auf der Erde hätten auslöschen können.

      Antworten

    6. 1.

      „Eine Generation, die nur Krisen erlebt hat“
      Alle Lebenden betrifft das. Für den einzelnen Jugendlichen bedeutet das zu lernen, was eine körperliche und finanzielle Betroffenheit von echten Krisen bedeutet. Hunger, Krieg, Grenzschließung, Geldentwertung, Wehrdienst usw. usf. die ein ganz anderes „Kaliber“ haben. Ohne Auto, Geschirrspüler und Zentralheizung. Sich das zu vergegenwärtigen, was eine Krise ist kann helfen.
      Neulich gehört: Wir sind die Generation mit den meisten Krisen... sagen die Medien :-(.

      Antworten

    Kommentartexte aufklappen

    Jugendliche sind besorgter und fühlen sich machtlos gegenüber anhaltenden Krisen (2024)
    Top Articles
    Latest Posts
    Article information

    Author: Aron Pacocha

    Last Updated:

    Views: 6572

    Rating: 4.8 / 5 (48 voted)

    Reviews: 87% of readers found this page helpful

    Author information

    Name: Aron Pacocha

    Birthday: 1999-08-12

    Address: 3808 Moen Corner, Gorczanyport, FL 67364-2074

    Phone: +393457723392

    Job: Retail Consultant

    Hobby: Jewelry making, Cooking, Gaming, Reading, Juggling, Cabaret, Origami

    Introduction: My name is Aron Pacocha, I am a happy, tasty, innocent, proud, talented, courageous, magnificent person who loves writing and wants to share my knowledge and understanding with you.